Warum ich meine Erwartungen an diesen Sommer habe und so viel mehr zurückbekommen habe.

 Ich liebe die Zeit, wenn alle im Urlaub sind, keiner was von mir, ich keine Nachricht bekomme und WhatsApp schon fast deinstallieren könnte. Ich liebe die Einfachheit, viel zu lange zu arbeiten, um auf dem Nachhauseweg in den Sonnenuntergang zu fahren. Ich liebe es, in den Wald zu gehen und stundenlang in die Baumkronen zu schauen. Ich liebe es, dass bei 30 Grad im Schatten keiner nach meinen Zielen fragt und mir nahelegt, ein neues Projekt anzufangen. Ich liebe es, runterzukommen und einfach in der Ruhe des Sommers zu leben. Ich liebe diese Arbeitstage, in denen 80 Prozent meiner Kollegen weg sind und wir in den Überstunden die Ich liebe diese Tage, an denen es mir selbst zu viel ist, ein Buch zu lesen, weil ich einfach nur die Vögel beim Fliegen beobachten will. Ich liebe es, dass ich nichts zu tun habe für andere und dass keiner kommt und mir sagt, ich solle was für mein Leben tun. Ich liebe es, dass Veränderung hinter dem nächsten Sonnenaufgang an Bedeutung verliert. Ich liebe meine Ruhe und das Alleinsein. Ich liebe es, meine Freude nur mit mir selbst zu teilen. Ich liebe es, dass mein Kopf im Sommer Urlaub machen kann.

Für den Sommer 2024 habe ich mir genau das gewünscht. Und ich war so dankbar, dass ich für ein Sonderprojekt in meine alte Redaktion gehen durfte. Weniger Kollegen – weniger Menschen, die was von mir wollen. Die Voraussetzungen für eine leichte, unbeschwerte, sorgenfreie Zeit waren perfekt. Einfach an nichts denken – Arbeit, Wald, Schlafen – Repeat. Das war mein Wunsch, meine Erwartung, meine Definition vom perfekten Sommer.

Während ich diese Zeilen schreibe, ist Hochsommer. 30 Grad im Schatten, praller Sonnenschein und kein Wind in Sicht. Gestern ist mein Kopf Achterbahn gefahren. Wohl eher Looping nach Looping nach Looping. Ich habe meinen sicheren Job nicht verlängert, meine Fitnesstrainerkarriere beendet und selbst seit fast 3 Wochen keinen Sport gemacht. Vielleicht ziehe ich weg, aber nicht ins nächste Dorf, sondern ins nächste Bundesland. Gedanken an meinen neuen Job machen mir zurzeit mehr Angst als Freude. Mein Körper fühlt sich fremd an, mein Leben fühlt sich fremd an. Statt durch den Wald laufe ich den Weg zur Arbeit an der Hauptstraße. Statt Vögeln zu lauschen höre ich Songs von früher. Statt mein Handy in den nächsten Bach zu werfen, bin ich ständig erreichbar. Ruhe und Entspannung sind die meiste Zeit nicht da.

Trotzdem war ich nie glücklicher. Es rührt mich zu Tränen, das zu schreiben.

Wenn ich nach meinen Erwartungen gelebt hätte, wäre ich jetzt auch glücklich. Es wäre auch nicht schlechter, sondern nur anders. Stattdessen lebe ich jetzt nach meiner Intuition. Die sagt ganz oft Sachen, die für mich rational überhaupt keinen Sinn machen. Oder mir Angst machen. Oder die ich gar nicht kann. Oder die ich nicht für möglich halte für mich.

Doch dann überlege ich mir, ob ich ein bekanntes Glück möchte oder ein neues. Und ich bin gerade an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich bereit bin, alles loszulassen, was ich kenne. Nicht, weil es schlecht ist. Sondern, weil ich mehr für mich möchte. 

Mehr kommt nicht von mehr. Mehr kommt davon, alles loszulassen. Mehr kommt, wenn ich von 100 Prozent auf 0 runter gehe. Dann kommen 200 Prozent zu mir zurück. 

Das fühlt sich manchmal nach Verlieren an. Nach Scheitern und Aufgeben. Bis alles verloren Geglaubte und noch so viel mehr zu mir zurückkommt.

Ich wurde geliebt, wie ich es nicht für möglich gehalten habe. Ich wurde gehalten, als ich auseinander gefallen bin. Ich wurde geheilt und zu meiner Lebensenergie geführt. Ich spüre, dass alles perfekt ist. Es ist perfekt, wenn ich nichts habe. Es ist perfekt, wenn ich nicht weiß, wer ich bin. Jeder meiner Atemzüge ist perfekt. Ich liebe mich. Ich liebe einen Menschen. Ich liebe Gott.

Das ist mein Sommer 2024. Die Erkenntnis, dass hinter meinen Erwartungen so viel mehr liegt. So viel mehr Liebe. 

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