Warum sich eine Entscheidung für mich wie die Hölle anfühlte

Seit Mai entscheide ich mich für mich. Seit Mai entscheide ich mich für Liebe. Seit Mai entscheide ich mich für Vergebung. Und zwar nicht nur einmal morgens als nette Morgenroutine. Sondern jeden Moment neu. Immer wieder. Auch in Augenblicken, in denen es leichter wäre, in Schmerz zu gehen. Auch dann wähle ich Liebe. Auch dann wähle ich Vergebung. Auch dann wähle ich mich. Jede Sekunde entscheide ich mich für mich.

Ich finde, ich bin mittlerweile ziemlich sicher und gut darin, mich für mich zu entscheiden. Doch wie das im Leben so ist, kommt mit einer gemeisterten Aufgabe direkt die nächste. Entscheidungen haben Konsequenzen. Eine Entscheidung für mich hat eine andere Konsequenz als eine Entscheidung gegen mich. Eine Entscheidung gegen mich ist nämlich sehr bequem, sehr vertraut, sehr in meiner Komfortzone. Ich kann mich zum Beispiel den lieben langen Tag mit den Problemen anderer Menschen rumschlagen statt mit meinen eigenen. Ich habe keinen Grund, etwas an meinem Leben zu ändern. Ich denke immer dasselbe, ich tue immer dasselbe, ich bin immer dasselbe. Das ist friedlich. Eine Entscheidung für mich heißt, dass ich weniger will. Weniger Bullshit von anderen. Weniger übernommene Gewohnheiten, Glaubenssätze, Denkmuster und übergestülpte Meinungen von Menschen aus meinem Umfeld. Weniger vermeintliche Sicherheit auf bekannten Wegen. Weniger Wiederholungen meines Gesterns, weniger Selbstverurteilung, weniger Fressehalten und Schweigen.

Eine Entscheidung für mich heißt, dass ich mehr will. Mehr von mir. Mehr von meiner eigenen Meinung. Mehr von meinen eigenen Gedanken. Mehr Raum, mein Leben so zu füllen, wie ich es möchte. Mehr von meinen Wünschen, Träumen, Zielen. Mehr von meiner Liebe zu mir selbst.

Eine Entscheidung für mich ist keine Entscheidung gegen andere. Eine Entscheidung für mich ist eine Entscheidung für andere. Wenn ich mich für mich entscheide, entscheide ich mich für die Verbindung zu mir. Ich trenne mich nicht von Menschen. Ich trenne mich von den Vorstellungen, Verhaltensmustern und Lebenswahrheiten anderer Menschen. So komme ich bei meinen eigenen Vorstellungen, Verhaltensmustern und Lebenswahrheiten an. Und weil ich zu mir in Verbindung gehe, zu dem wundervollsten Mensch, den ich kenne, kann ich auch in Verbindung zu anderen gehen. Weil ich meine eigene Liebe für mich selbst kenne, kann ich sie auch anderen schenken.

Liebe verbindet. Alles andere trennt. Wenn ich alles in mir heile, was nicht Liebe ist, komme ich in Verbindung. Zu mir selbst und anderen. Wenn ich mich von übernommene Gewohnheiten meiner Familie trenne, komme ich bei meinen eigenen, selbstgewählten Gewohnheiten an. Und weil ich diese auslebe, komme ich in Verbindung zu meinen Mitmenschen. Sie können nämlich erst dann sehen, wer ich bin. Und dann gehen sie in Verbindung zu meinem wahren Selbst. Dann gehen sie nicht in einer Verbindung zu meinem Selbst aus übernommenen, angepassten Verhaltens-, Denk- und Lebensgewohnheiten.

Freut Euch, wenn Menschen ihre Selbstliebe entdecken. Es ist das größte Geschenk, was sie Euch machen können.

Am Anfang stand meine Entscheidung. Ich entscheide mich für mich. Ich entscheide mich für Liebe. Ich entscheide mich für Vergebung. Ich hatte keine Ahnung, wo mein Weg ist, wohin er mich führt, ob er mich überhaupt irgendwo anders hin führt. Ich fühlte auch gar nichts, als ich mir die Worte sagte. Ich zweifelte oft sogar den Sinn an. Aber aufgehört habe ich nie.

Bis ich irgendwann ein Beben in mir spürte. Zunächst war es ein undefiniertes Beben. Ein Zucken in meiner Brust. Ein Beben in meinem Hals. Flatternde Lippen. Dann irgendwann kam ein Ja. Ich dachte erst, es käme aus der Hölle. Es kam von ganz tief unten. Von so tief unten, dass ich da nur die Hölle vermutete. Es fühlte sich auch so an. Weil dieses Ja so fremd, so unsicher, so angsteinflößend war. Es war ein Ja zu mir.

In meiner Vorstellung war ein Ja zu mir immer so ein glorreicher Moment, wo der Held ungeahnte Kräfte aufbaut und den Kampf gewinnt. Doch dieses Ja fühlte sich so gar nicht danach an. Es fühlte sich nach Sterben an. Mein ganzer Körper schien zusammenzubrechen unter der Last des Ja.
Das Ja kam nicht aus der Hölle. Es kam von Mutter Erde.

Das Ja zu mir, die Entscheidung für mich brachte mit sich, dass ich alles loslasse, was ein Nein zu mir ist. Nein, ich arbeite keinen ganzen Abend auf unbezahlte Überstunden, weil ich schlafen möchte. Nein, ich treffe mich nicht mit Dir, weil ich jetzt mit mir und meinen Gedanken in den Wald gehen möchte. Nein, ich mache jetzt keinen Sport, weil mir Lesen gerade wichtiger ist. Nein, ich telefoniere nicht noch eine Stunde mit Dir, weil ich jetzt den Sonnenuntergang anschauen möchte. Nein, ich ziehe jetzt nicht das Shirt an, weil es schicker aussieht, weil ich mich mit meinem farbigen Oberteil wohler fühle. Nein, ich schminke mich jetzt nicht, weil ich mich nicht für meine unreine Haut schäme. Nein, ich spare jetzt nicht an meinem Essen, weil ich es mir wert bin, die Tomaten nicht im Sonderangebot zu kaufen. Nein, ich gehe jetzt nicht ohne Zähneputzen ins Bett, weil mir meine Zähne wichtig sind. Nein, ich versuche jetzt nicht, meinen Körper mit Schrittzielen und Workoutplänen zu kontrollieren, weil ich mich liebe, egal wie sich meine Körperform verändert. Nein, ich bleibe nicht in meinen Gewohnheiten, weil ich mir jetzt erlaube, neue Erfahrungen zu machen. Nein, ich sage Dir jetzt nicht, dass Deine Idee toll ist, weil mir meine Meinung mehr wert ist als dass Du mich magst. Nein, ich wähle nicht den sicheren Job, weil ich lernen will, mich in unsicheren Zeiten sicher zu fühlen. Nein, ich wähle nicht eine gesellschaftlich akzeptierte Beziehung, weil mir mein Herz wichtiger ist als jegliche Anerkennung. Nein, ich wähle nicht mein Geld, weil ich meine Liebe wähle.

Entscheidungen treffen ist eine Kunst. Umsetzen ist eine andere. Es fällt mir schon leicht, mich für mich zu entscheiden. Doch was bringt mir eine Entscheidung, wenn ich nicht umsetze? Wie ernst ist mir meine Entscheidung dann wirklich? Mir ist meine Entscheidung sehr ernst. Und deswegen stehe ich jetzt hier. Mit mir selbst. Im größten Chaos. Mit ungepackten Umzugkartons in ein anderes Bundesland. Einem neuen Job, der mir maximale Angst macht. Mit einem Körper, der Sport nicht zur Priorität hat. Mit ungelösten Problemen. Mit unfertigen Abschieden und Abschlüssen.

Ich stehe hier mit einer Liebe zu mir selber, die ich nie für möglich gehalten habe. Mit einer Liebe zu einer anderen Person, die ich nie für möglich gehalten habe. Mit einem Glauben an eine göttliche Kraft, die ich nie für möglich gehalten habe. Mit einer Energie, die ich nie für möglich gehalten habe. Mit Heilungskräften, die ich nie für möglich gehalten habe. Mit einer Führung, die ich nie für möglich gehalten habe.

Weil ich immer wieder Liebe umgesetzt habe, als Angst die leichtere Handlungsoption war. Weil ich alles losgelassen habe, was nicht Liebe ist.

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