Loslassen ist immer eine Entscheidung entfernt. Doch wie funktioniert das eigentlich mit dem Loslassen? Ein offener Leitfaden.

Lisa, wie funktioniert das eigentlich mit dem Loslassen?

Ich weiß es nicht. Ich kann Dir keine Bedienungsanleitung geben, kein Loslass-Ritual, kein „Mach diese 5 Schritte und Du lässt automatisch los“. Ich kann Dir nur meine Erfahrung mitgeben.

Zuallererst denke ich, dass die Frage erweitert werden muss: Wie funktioniert das eigentlich mit dem Loslassen für mich? Für mich ist Loslassen keine mathematische Formel, sondern ein Prozess mit vielen Möglichkeiten. Finde Deinen Weg. Try und Error und Try.

Zweitens bedeute das Leben an sich bereits Loslassen. Du lässt schon die ganze Zeit los, ob bewusst oder unbewusst. Wenn Du aufstehst, lässt Du Dein Bett los. Wenn Du mit jemandem sprichst und Dich irgendwann von ihm verabschiedest, lässt Du das Gespräch und die Person los. Wenn Du Deinen Jogurtbecher in den Eimer wirfst, lässt Du Müll los. Hier bist Du bereits im Vertrauen, ob bewusst oder unbewusst. Was Du liebst, lasse los und wenn es für Dich bestimmt ist, kehrt es zu Dir zurück. Am Abend Dein Bett, nächste Woche die Person, nächstes Jahr der recycelte Jogurtbecher.

Wer übrigens auch ständig für Dich loslässt, ist Dein Körper. Dein Magen lässt Dein Frühstücksbrot los. Dein Kopf lässt Deine Haare los. Deine Haut lässt den Schweiß von Deinem Workout los.

Ja, aber mit Gefühlen und Gedanken ist das doch was anderes – möchtest Du vielleicht einwerfen. Hast Du wirklich noch nie ein Gefühl oder einen Gedanken losgelassen? Fühlst Du Dich also jeden Tag gleich, 24/7 in der Angst und denkst ein und denselben Gedanken ununterbrochen? Du lässt schon los. Vielleicht noch nicht bewusst, doch Du lässt los. Es ist alles bereits in Dir.

Lisa, wie funktioniert das eigentlich mit dem Loslassen für Dich? Ich erinnere mich regelmäßig an Folgendes: Ich muss nicht wissen, wie Loslassen für mich funktioniert. Was zählt, ist meine Entscheidung für mich. Ich entscheide mich für mich, hinzuschauen. Oft weiß ich auch nicht, wie Hinschauen für mich aussieht. Doch ich entscheide mich für mich, fürs Hinschauen und Loslassen. Ich öffne mich für mich. Jeden Moment neu. Ich wähle jeden Augenblick neu – immer ein Stückchen bewusster.

Manchmal sieht Loslassen so für mich aus, dass ich abends im Bett liege und mir überlege, was ich an meinem Tag noch verbessern möchte. Mittags eine Pause machen. Mich nicht von jeder Nachricht ablenken lassen. Im Gespräch meine Meinung sagen. Dann überlege ich, was mich davon abhält. Angst, dass mich meine Kollegen ablehnen, wenn ich eine Pause mache und sie nicht. Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, wenn ich nicht sofort auf mein Handy schaue. Angst, andere Menschen zu verletzen, wenn ich sage, was ich denke. Dann schreibe ich es auf und teile es in meiner Insta-Story https://www.instagram.com/lisa_laesst_los/.

Manchmal sieht Loslassen so für mich aus, dass ich den Song „Ich hass Dich“ von Nina Chuba anmache, richtig laut mitsinge und springe. Ich komme richtig aus der Puste, spüre, wie mein Blut zu kochen anfängt und fühle meine Wut. Nach 2 bis 3 Songwiederholungen habe ich Situationen und Menschen losgelassen, die mich vorher zur Weißglut gebracht haben.

Manchmal sieht Loslassen so für mich aus, dass ich sämtliche Podcasts, YouTube-Videos und Musik ausschalte und mein Gedankenkarussell in der Stille zulasse. Ohne Ablenkung nur meine Gedanken und ich. Vermischt mit Angst, Wut, Trauer, Verzweiflung, Enttäuschung, Schuld und Scham. Hinschauen statt Ablenken. Und jedes Mal ein Stückchen mehr loslassen.

Manchmal sieht Loslassen so für mich aus, dass ich 50 Liegestütze oder 5 Minuten Plank mache. Eine sportliche Challenge, bis ich nicht mehr kann. Und während mein Kopf denkt, dass ich nicht mehr kann, ich aber trotzdem weitermache, lasse ich los. Dann ist mein Körper nämlich stärker als meine Selbstzweifel.

Und manchmal sieht Loslassen so für mich aus, dass ich jemandem „einfach“ nur ins Gesicht schaue.

Manchmal kann ich Dir gar nicht sagen, wie Loslassen für mich aussieht. Ich spüre nur eine tiefe innere Ruhe und Wärme in meinem Bauch und spüre, dass ich wieder ein Stückchen mehr von dem losgelassen habe, was gar nicht zu mir gehört.

Doch am Anfang eines jeden Loslass-Prozesses steht meine Entscheidung. Ich entscheide mich für mich. Habe ich da immer Bock drauf? Nein, es ist manchmal fucking anstrengend und ich möchte mir lieber die Bettdecke über den Kopf ziehen. Bin ich manchmal überfordert, verzweifelt und in großer Angst? Ja, und ich mache es trotzdem. Denn was hinter dem Loslassen liegt, ist jeden Schmerz wert.

Verbundenheit zu mir. Verbundenheit zu anderen. Innerer Frieden. Zufriedenheit. Liebe. Liebe lässt los.

Sei bereit, hinzuschauen. Du musst nicht wissen, wie Hinschauen für Dich funktioniert. Sei willens, es zu tun. Jeden Moment neu. Entscheide Dich jeden Moment neu dafür, für Dich hinzuschauen.

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