Warum ich keine Ziele und Träume habe 

Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, mir Ziele zu setzen. Seepferdchen, Schulabschluss, 3000€ Gehalt pro Monat. Ich habe sie erreicht, aber was haben sie mir gegeben? Nichts außer nette Worte und Zahlen auf Papier. Ziele haben mich nicht glücklicher, friedlicher oder selbstbewusster gemacht. Ich hatte keine positiveren Gedanken, weniger Ängste oder erfülltere Beziehungen.

Dann kam ich in die Persönlichkeitsentwicklungs-Szene. Plötzlich ging es um Ziele im Innen statt im Außen. Selbstliebe, Gelassenheit, Freude. Ich machte ein Freude-Coaching, meditierte für Gelassenheit und die Übungen zur Selbstliebe kann ich gar nicht mehr alle aufzählen. Bei den meisten bin ich angekommen. Wäre ich da auch gelandet, wenn ich diese Ziele nicht gehabt hätte? Ich denke schon. 

Denn das Leben macht doch, dass wir bei bestimmten Meilensteinen ankommen. Ich brauche kein Ziel Schulabschluss, um mein Abitur zu machen, wenn ich jeden Tag zur Schule gehe. Ich brauche kein Ziel Gelassenheit, um gelassener zu werden, wenn ich aufmerksam durch mein Leben gehe. Denn das Leben/ Universum/ Gott – nenn es wie Du willst – gibt Dir genau das, was für Dich als Nächstes dran ist. 

Ich lasse mich viel lieber von meiner Seele leiten und vertraue mir und Gott, anstatt irgendwelche (seelenlosen) Ziele mit meinem Kopf aufzuschreiben, nur weil es gerade jeder macht. 

Ich brauche kein Ziel Buch schreiben, um ein Buch zu schreiben. Denn vielleicht sitze ich eines Tages da und habe einfach Lust, loszuschreiben. Nicht weil ich ein Ziel habe, sondern weil ich spüre, dass meine Seele jetzt schreiben will.

So ging es mir auch mit diesem Blog. Dieser Blog und jede Woche ein Blogpost war eines meiner Ziele 2024. Ich habe es erreicht, sogar noch einige Wochen in 2025 weitergemacht. Hat mir das Ziel irgendwas gegeben? Es hat mich nicht glücklicher, friedlicher, selbstbewusster, wertvoller oder sonst was gemacht. Im Gegenteil: Mein Ziel hat mich gestresst. Ich bekam mittwochs schon Schuldgefühle, weil ich noch nichts geschrieben hatte. Freitags kam die Angst, ob ich noch Zeit und Muße finden würde. Angst, zu versagen, denn ich wollte mir selbst gegenüber absolut verbindlich sein. Und das war ich auch. Aber voran gebracht hat es mich weder äußerlich durch Erfolg noch innerlich durch Stolz. Ich war am Ende des Jahres kurz stolz, doch der verflog ganz schnell wieder.

Weil ich mein Ziel mit selbstauferlegtem Druck und Zwang erreicht habe. Es war ein Kopfziel, kein Seelenziel. Und ich habe genug von Kopfzielen.

Jeder fragt mich nach meinen Zielen und Träumen. Ich will nicht mehr Karriere machen. Es gibt keinen Ort auf der Welt, den ich sehen will. Als ich meine Bucket-Liste geschrieben habe, fühlte es sich nur nach einem weiteren To-Do an, weil man das halt so macht. Meine Bucket-Liste ist eigentlich leer. 

Ich habe keinen Traum, der mein Herz höher schlagen lässt. Klar ein eigenes Sportstudio wäre nett, aber es ist nichts, was ich unbedingt erreichen will. Ich will nichts erreichen, nirgendwo ankommen. Ich habe nicht mal das Ziel, ein besserer Mensch zu werden oder mehr Menschen zu helfen.

Ich will einfach nur Leben. Leben und Vertrauen, dass meine Seele ihre Ziele und Träume kennt und sie sich zur richtigen Zeit frei entfalten werden.

Jetzt könnte der Eindruck entstehen, ich wäre faul und würde nur so in den Tag leben. Wer mich kennt, weiß, dass das Gegenteil der Fall ist. Anstehende Aufgaben erledige ich sofort, Geschirr kann ich nie lange stehen lassen und ich helfe immer, wenn mich jemand um Unterstützung fragt. Ich bin diszipliniert und verbindlich, absolut zuverlässig und pünktlich. 

Ich verstehe auch, dass Leben mit anderen manchmal gemeinsame Ziele braucht, genauso Unternehmensziele, Ausflugsziele. Ich habe nichts gegen Ziele. Auch finde ich es schön, wenn andere Ziele aus dem Herzen haben und diese umsetzen. 

Nur mag ich mir selbst gegenüber keine Ziele mehr haben. Nach jahrelangem Perfektionismus, Zertifikate-Sammlen, und Selbstoptimierungswahn sage ich STOP. Ich setze mir keine Ziele mehr. 

Und vielleicht werde ich genau deswegen mehr Ziele erreichen als mein Kopf sich vorstellen kann. Denn es war nie mein Ziel, eine Beziehung mit einer Frau zu haben, 2 Kinder in meinem Leben zu haben oder in ein anderes Bundesland zu ziehen. Und doch hat genau hier meine Seele ihr Ziel erreicht.

Mein Leben ist nicht perfekt, aber Ziele machen mich nicht glücklicher, friedlicher oder selbstbewusster. Ich werde weiterhin auf meinen Seelenweg vertrauen. 

Ich lasse meine Seele frei, ich lasse mein Herz atmen, indem ich meinem Kopf die Zielmacht entziehe. Ab heute nur noch das, was sich gerade jetzt in diesem Moment für mich nach Freude, Liebe und Frieden anfühlt. 

Ich lasse meine Ziele los. 

Ich lasse meine Träume los. 

Ich lasse alles los, was nicht in diesem Moment ist. 

Ich liebe mich. 

Ich liebe Dich.

Ich liebe Gott.

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