Wie ich Gefühle wirklich durchlebe und mich trotzdem manchmal schäme, nicht gut mit meinen Emotionen umzugehen 

Das ist für Dich, wenn Du mal wieder eine starke Emotion fühlst und Dich schämst, nicht gut auf Deine Gefühle klarzukommen. Und für mich, die gerade in der Situation war. 

Egal ob Du gearbeitet hast, gegessen hast, nicht gegessen hast, übermäßig viel Sport gemacht hast, auf Social Media versunken bist, Geld ausgegeben hast oder sonst wie die Kontrolle verloren hast, als Du traurig, verzweifelt, verletzt, enttäuscht, wütend, gestresst oder überfordert warst – ES IST OKAY. Du hast nichts falsch gemacht. 

Das war gerade die beste Methode, die Du für Dich finden konntest, um mit Deinen starken Gefühlen umzugehen. Das war Deine beste Entscheidung. Du warst Deine beste Version in diesem Moment. ES IST OKAY. Du hast nichts falsch gemacht. 

Manchmal, da kann ich sehr friedlich mit meinen Emotionen umgehen. Ich kann meiner Wut sofort mitfühlend begegnen, meine Tränen umarmen, meine Ungeduld akzeptieren. Ich kann mich gut annehmen, wie ich gerade in dem Moment und in dem Gefühl bin. Ich kann tief atmen, 5 Sekunden durch die Nase ein, 5 Sekunden durch den Mund aus. Ich kann die Fakten hinter meiner Story, meinem Gefühlsdrama sehen. Ich kann innehalten, mir selbst Raum zum Einfach-Nur-Sein geben und reflektieren. Ich kann mich selbst umarmen, mir ein Glas Wasser einschenken, eine Runde Sport machen, mir eine Extra-Stunde Schlaf gönnen und mein bester Coach sein

Und manchmal verliere ich mich in meiner Trauer. Manchmal schaffe ich es nicht, tief zu atmen, mir mitfühlend zu begegnen und das Gefühl als ein Teil von mir zu durchleben. Dann ist das Gefühl plötzlich mein ganzes Leben. Meine Trauer ist ohne Anfang und ohne Ende. Mein Leben bisher ist sinnlos, meine Entscheidungen falsch, ich wurde nie wirklich geliebt. Das Gefühl überkommt mich, nimmt mich ganz ein, übernimmt mein Gehirn, scheinbar meinen Willen. Ich greife zum Essen. Ich mache exzessiven Sport. Ich höre stundenlang Podcasts und YouTube-Videos, nur um nicht die Stille und meine Gedanken ertragen zu müssen. Nur um das Gefühl ein bisschen weniger schlimm zu machen. Ich will nicht atmen, Selbstliebe ist gerade aus und Denken auch. Ich will nur, dass das Gefühl aufhört und zwar auf dem bequemsten, schnellsten und zuverlässigsten Weg.

Mit all den Online-Coaches und schlauen Insta-Posts, wie Du gesund auf Deine Gefühle klarkommen kannst, steigt auch die Scham, wenn ich es mal nicht schaffe und doch wieder zu meinen Lastern greife. Ich weiß es doch besser, also muss das jetzt nicht sein. Ich bin einfach zu dumm.

Manchmal schäme ich mich für meine Scham und für meinen Umgang mit der Scham. Doppelt Scham. 

DU BIST NICHT FALSCH, WENN DU DICH IN DEINEN GEFÜHLEN VERLIERST. 

Es ist okay, wenn Du in Deiner Trauer oder Überforderung doch wieder zur Schokolade greifst, obwohl Du Dir gesagt hast, es nicht mehr zu tun. Es ist völlig okay. Du bist nicht schlechter oder dümmer als die Menschen, die atmen, reflektieren oder einen Coach suchen. Selbst der Coach greift zu ungesunden Emotionsbewältigungen und verliert sich in seinen Gefühlen. 

Wir sind alle eins. Wir sitzen alle im selben Boot. 

Verteufle ich jetzt gesunde Gefühlsregulation? Keinesfalls. Ich bin zutiefst dankbar und demütig für alle Techniken, die ich in meiner Emotionscoach-Ausbildung gelernt habe. Ich wende sie täglich an. Und ich würde sagen, in 8 von 10 Fällen von starken Gefühlen schaffe ich es mithilfe dieses Wissen, zielgerichtet, friedlich und gesund meine Emotionen zu durchleben. 

Gleichzeitig gibt es auch diese 2 von 10 Fälle. Die mit der Schokolade, den 20.000 Schritten, den Endlos-Podcasts und Überstunden. Und hier möchte ich mir selbst und auch Dir immer wieder sagen: ES IST OKAY. Du hast nichts falsch gemacht. Es gibt nichts zu ändern. Es gibt nichts zu lernen. Es gibt keinen Grund zur Scham. Es ist, wie es ist. Du bist genauso wertvoll wie vor Deiner Emotion. Du bist ein Mensch. Jeder einzelne Mensch auf dieser Welt hat Momente, in denen er von seinen Gefühlen überrollt wird. Wähle Menschlichkeit statt Perfektion. Und denke daran, wie fucking resilient Du bist.

Du bist noch nicht auf dem Friedhof. Du gibst Dein Bestes hier auf der Erde. Du bist gut genug. Mit jeder “ungesunden” Verhaltensweise, mit jeder Handlung, die Du eigentlich nie mehr machen wolltest, mit allem bist Du gut genug. 

Ich bin dankbar für das Wissen um Emotionen. Gleichzeitig vergesse ich das Wissen auch mal und bin Mensch. Und das ist mindestens genauso wichtig. Besonders, wenn ich daran denke, wie viele Emotionen wir teilweise 30 Generationen zurück vererbt bekommen. Ich bin Mensch, ich bin Energiewesen und ich bin jemand, der einen verdammt guten Job hier auf Planet Erde macht. So wie Du. 

Abschließend noch ein Gedanke, den ich diese Woche im Wald hatte. Vielleicht gehört er zur Emotionsbewältigung dazu, vielleicht auch nicht. 

Vielleicht ist die Chance weg, weil ich zu lange gewartet habe. Vielleicht ist die Erkenntnis des Gedankenblitzes weg, die ich im Auto hatte und nicht aufgeschrieben habe. Vielleicht ist die Erinnerung an meinen Traum weg, den ich letzte Nacht hatte, weil ich gewählt habe, gehetzt statt entspannt aufzustehen. Ich lasse es los. Ich lasse alles los, an das ich mich erinnern will.

Ich wähle Liebe über Angst.

Ich wähle Menschlichkeit über Perfektion.

Ich wähle Verbundenheit über Trennung.

Ich liebe mich. 

Ich liebe Dich.

Ich liebe Gott.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert